Wattenrat

Ost-Friesland

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Startseite > Aktuelles > Artikel Nr. 268 (Januar 2008)

Meyer-Werft

Emsländischer Landrat Bröring Sprachrohr der Werft?

Ist der vom Steuerzahler bezahlte emsländische Landrat Bröring Vasall der Meyer-Werft? Er will an der "Verwallung" der Ems für einen Sommerstau für die Meyer-Dickschiffe festhalten, angeblich zum "Schutz der Brutgebiete" in dem ausgewiesenen EU-Vogelschutzgebiet V10 Emsmarschen Leer-Emden (siehe auf unseren Seiten vom August 2007: "Meyer-Werft in Papenburg macht Druck"). Nicht ohne Grund sieht der geltende Planfeststellungsbeschluss zum Ems-Stauwerk von einer regelmäßigen Überführung im Sommerhalbjahr ab; die Brut der z.T streng geschützten Vögel im Schutzgebiet würde durch den Ems-Stau absaufen. Brörings Vorschlag klingt zunächst vernünftig, ist aber eine Heuchelei: Es geht Bröring um die Schiffe der Meyer-Werft, nicht um die Brutvögel. Die haben bis jetzt keine Verwallungen in der Brutzeit gebraucht; das Deichvorland lebt zudem von den regelmäßigen Überflutungen bei Hochwassern und dem Schlickeintrag, überwiegend im Herbst und Winter, also außerhalb der Brutzeit.

Meyerschiff

Der Eingriff der Verwallung wäre also ein unzulässiger Eingriff in das Natura-2000-Gebiet. Der gewählte Landrat Bröring ist kein Naturschützer, sondern Sprachrohr der Interessen der Meyer-Werft, da sollte er sich zurückhalten. Aber nicht nur Landrat Bröring, auch die Landtagskandidaten von CDU und SPD für die Niedersachsenwahl am 27. Januar 2008 hat Werft-Chef Meyer fest im Griff. Da traut sich keiner zu sagen, dass eine Werft für seegehende riesige Schiffe nichts im Binnenland zu suchen hat. Die Logik, dass die Werft an der Küste "teuer" und die Werft "dann schnell verschwunden" sein würde, ist atemberaubend "logisch". Würde die Werft denn noch wettbewerbsfähiger, wenn sie Harz gebaut würde? Der Herr von der CDU und die Dame von der SPD gehen sehr großzügig mit den Steuergeldern um.

Wir zitieren aus der Emder Zeitung vom Freitag, 18. Januar 2008:

Landrat: Wälle an der Ems müssen sein

Hermann Bröring bekräftigt notwendigen Schutz bei höherem Aufstauen des Flusses im Frühjahr/Sommer.

Von EZ-Redakteur AXEL MILKERT

Papenburg/Meppen. Die seit geraumer Zeit als zusätzlicher Schutz für das Deichvorland an der Ems erwogenen Wälle müssen gebaut werden. Dieser Ansicht ist der Landrat des Landkreises Emsland, Hermann Bröring.

Der Landrat widersprach damit gegenüber der Emder Zeitung ausdrücklich jüngsten Äußerungen von Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP). Der hatte öffentlich erklärt, es sei zu teuer und technisch zu kompliziert, dieses Vorhaben umzusetzen. Die so genannten Verwallungen sind Teil eines Antrags des Landkreises Emsland, den dieser demnächst einbringen will. Darin geht es um "Möglichkeiten zur Flexibilisierung der Ems". Zum Hintergrund: Die Papenburger Meyer-Werft will in Zukunft bis zu drei Schiffe pro Jahr überführen und möchte dafür auch im Sommer die Ems höher anstauen lassen als dies laut Planfeststellung erlaubt ist. Ein Arbeitskreis, dem Hermann Bröring vorsteht, hat sich dieses Themas angenommen [...].

"Wir werden an den Verwallungen nicht vorbeikommen, wenn wir Natura 2000 (ein länderübergreifendes Schutzgebietssystem innerhalb der Europäischen Union) ernst nehmen," sagte Bröring. Bislang ist es so, dass die Ems mit Hilfe des Sperrwerks von März bis September zwischen Papenburg und Gandersum nur auf 1,75 Meter über Normalnull angestaut werden darf. Das Bestreben ist nun, auch in den Sommermonaten Winterstaubedingungen zu ermöglichen (2,70 über Normalnull). Die Wälle sollen einen Schutz für die Brutgebiete im Deichvorland darstellen. Bröring: "Ein Überfluten dieser Gebiete wird auch Herr Sander nicht hinnehmen können." Bröring setzt sich dafür ein, die wirtschaftlichen Interessen der Meyer-Werft und den Naturschutz möglichst in Einklang zu bringen. [...]

Wir zitieren aus der Ostfriesen Zeitung, 16. Januar 2008:

SPD und CDU gegen Verlagerung von Meyer

Von Elke Wieking

POLITIK Baumann: Schiffe würden dann zu teuer und die Werft "verschwinden"

Schleuse oder Teilverlagerung? Auf jeden Fall streben alle Kandidaten statt der bisherigen "Salami-Taktik" eine "große Lösung" an.

Westoverledingen - Nein, die Meyer-Werft darf nicht von Papenburg nach Emden verlagert werden: Da hat Dieter Baumann eine klare Meinung. Nur in Papenburg klappe das enge und "einmalige" Zusammenspiel zwischen Geschäftsführung und Belegschaft, ist sich der CDU-Landtagskandidat sicher. Würde der Standort verlagert, würden die Schiffe teuer und die Meyer-Werft "ganz schnell verschwunden sein", meint er. Baumann ist für eine Schleuse im Emssperrwerk, sie würde alle Probleme lösen und gleichzeitig die Tausende von Arbeitsplätzen bei und rund um die Meyer-Werft erhalten.

Auch seine schärfste Konkurrentin, die SPD-Landtagsabgeordnete Johanne Modder, ist gegen eine Teilverlagerung der Werft: Das würde die großen Schiffe nur teurer machen und Arbeitsplätze gefährden. Der SPD sei es jetzt aber gelungen, die Emsfrage "auf Bundesebene" diskutieren zu können. Modder sprach sich, wie alle anderen Kandidaten auch, für eine "große Lösung" statt der bisherigen "Salami-Taktik" aus. Und um das Schlickproblem anzugehen und die Kosten der Baggerungen einzudämmen, sei eine Schleuse im Emssperrwerk, die den Fluss von Papenburg bis Gandersum aufstauen würde, durchaus "ein Thema".[...]

 
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