Wattenrat

Ost-Friesland

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Ems: Den Planern gehen die Ideen aus, Bevölkerung soll Ems retten

Nationalpark als Spülfläche geeignet, kostenloser Badestrand inklusive

Den Planern der Emsbaggerei für die Meyer-Werft und die Außenemsvertiefung gehen die Ideen aus, wie sie die enormen Umweltschäden begrenzen können: Nun wird gar die Emder Bevölkerung aufgerufen, Ideen zu äußern. "Wir sind offen für jeden Vorschlag", also eine Bankrotterklärung der Zauberlehrlinge. Eine "Idee" wird sogar vom MdB und "Hoffnungsträger" der SPD, dem Jungdynamiker Garrelt Duin favorisiert: Man nehme doch einfach Teile des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer, trenne die Flächen aus dem Schutzgebiet heraus und spüle das Baggergut dorthin. Und der Bürgermeister der Gemeinde Krummhörn (Sathoff, SPD) stößt ins gleiche Horn, der hätte damit auf Kosten des Schutzgebietes gleich den fehlenden Badestrand "frei Haus", ganz ohne lästige Nationalpark-Einschränkungen.

Damit haben die Genossen Erfahrung: Bereits 2001 wurden durch die damalige Nationalparkgesetzesnovellierung in der Regierungszeit Sigmar Gabriels fast 90 Flächen aus dem Schutzgebiet herausgenommen oder herabgestuft, für die Tourismusindustrie. So gebiert die Emszerstörung ein Umweltproblem nach dem anderen, nun hat man den Nationalpark als kostengünstige Deponiefläche entdeckt.

Na, und wer hat wohl die Idee gehabt, das Baggergut aus der Ems in den Nationalpark zu spülen (der dafür selbstverständlich verkleinert werden müsste)? Der "geniale" Ude Hangen, ein pensionierter Wasserbauingenieur. Und wer hat´s freudig ins Ohr des rührigen Bürgermeisters der Krummhörn gepustet? Erich Bolinius, FDP-Fraktionsvorsitzender in Emden!

Bolinius ist bekannt für seine Attacken gegen den Naturschutz im NSG "Petkumer Deichvorland" an der Ems, er versucht dort in einem EU-Vogelschutzgebiet ganzjährig auf einem illegal gebauten Betonweg aus Ems-Stauwerkbeton das ganzjährige Betreten durchzusetzen, das die Vögel vertreiben würde. Diese Clique aus Wasserbau, Verwaltung und Politik ist die Ursache der Naturschutzmisere an der Küste, manchmal werden die Connections eben durch Eitelkeiten oder blanke Dusseligkeit preisgegeben, siehe die WebSeite von Erich Bolinius vom 18.05. 2008:

Außenemsvertiefung: Baggergut an Land?
Diese Idee, Baggergut in Campen an Land zu bringen, die mir von Ude Hangen (Aurich) vor Wochen aufgegeben wurde, habe ich entsprechend auch weitergegeben. So auch in Gesprächen mit Redakteuren der örtlichen Zeitungen. Vielleicht kann man den Knoten durch diese Maßnahme durchschlagen.
Erich Bolinius, FDP-Fraktionsvorsitzender

Wir zitieren aus der Ostfriesen Zeitung vom 17. Mai 2008:

"Für jeden guten Vorschlag offen"

HAFEN Wasser- und Schifffahrtsamt sucht nach Platz für Baggergut aus der Ems

Die Behörde hat mit der Planung der Flussvertiefung begonnen. Die Landkreise Leer und Emsland sowie die Stadt Emden fordern ein Gesamtkonzept. VON HEINER SCHRÖDER

EMDEN - Das Wasser- und Schifffahrtsamt in Emden (WSA) hat mit der Planung der Emsvertiefung um einen Meter zwischen Emden und Borkum begonnen. Behördenchef Reinhard de Boer erläuterte am Donnerstagabend vor dem Emder Rat, dass er mit der "großen Diskussion" im Jahr 2010 rechnet. Wenn alles klappt, könne mit der Vertiefung im Jahr 2011 oder 2012 begonnen werden. De Boer und seine Leute stehen vor einer schwierigen Arbeit. Sie müssen nicht nur die Baumaßnahme planen. Viel komplizierter wird es sein, trotz des Eingriffs in die Ems die Umweltsituation des Flusses zu verbessern. Denn nur so kann verhindert werden, dass die Fischer aus Ditzum und Greetsiel wegen der immer schlechter werdenden Fangbedingungen in der Außenems ihre Häfen verlassen und nach Hooksiel umziehen. De Boer forderte in einem bislang einzigartigen Angebot vor dem Emder Rat die Bevölkerung auf, Ideen zu äußern. "Uns ist der Dialog wichtig. Wir sind offen für jeden Vorschlag." Gute Ideen kann er vor allem bei der Suche nach einem Platz für die Unterbringung des Baggerguts aus der Ems gebrauchen. Zwar werden mehrere Gutachten in Auftrag gegeben, die die Belange der Fischerei und damit auch den Einfluss des Baggerns auf die Ems untersuchen. Aber bereits jetzt deutet vieles darauf hin, dass es für die Fischer nur eine Lösung gibt: Der gebaggerte Schlick und Sand darf nicht mehr an anderen Stellen der Emsmündung verklappt werden, sondern muss ans Festland gebracht werden.

Ein Favorit dafür ist das Deichvorland bei Campen, das bis Mitte der 80er Jahre bereits als Spülfeld genutzt wurde, seitdem aber im streng geschützen Nationalpark Wattenmeer liegt. Um die Fläche wieder als Spülfeld zu nutzen, müsste sie aus dem Nationalpark herausgenommen werden (die OZ berichtete) Die unter anderem vom Krummhörner Bürgermeister Johann Saathoff ins Spiel gebrachte Idee wird auch vom SPD-Bundestagsabgeordneten Garrelt Duin (Hinte) als ernsthafte Möglichkeit betrachtet.

Er hatte die Gespräche zwischen Bundesverkehrsministerium, Wasser- und Schifffahrtsverwaltung und den Fischern in die Wege geleitet, um eine umfassende Lösung für die seit Jahren immer wieder zu Konflikten führenden Probleme an der Ems zu finden. "Eine Baggergutunterbringung auf dem Festland würde sicher zur Entspannung beitragen", sagte de Boer auf eine Frage der FDP-Ratsfrau Hillder griet Eilers nach den Chancen für den Standort Campen. In einer gemeinsamen Erklärung haben gestern der Emder Oberbürgermeister Alwin Brinkmann und die Landräte Bernhard Bramlage (Leer) und Hermann Bröring (Emsland) ein Gesamtkonzept gefordert, um das Schlick-Problem der Ems zu lösen. Es ginge darum, gleichzeitig den Schlickeintrag in die Emshäfen verringern, die Fanggründe der Fischer zu schützen und eine Entwicklung der maritimen Wirtschaft zu ermöglichen.

 
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