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Startseite > Windenergie > Artikel Nr. 108 (November 2008)

E.ON warnt vor kostspieligen Risiken der Offshore-Windenergie

Nach anfänglichem Jubel keimen jetzt die Zweifel

Zunächst bejubelte E.ON die Offshore-Windenergie:

"Wir haben das Glück, hier an der Wiege der Offshore-Windkraft zu stehen", betonte Volker Bosbach von der E.on Netz Offshore GmbH bei einer Pressekonferenz im Haus der Insel auf Norderney

So hieß es noch euphorisch im September 2007 auf einer Pressekonferenz (siehe auf unseren Seiten vom September 2007: "E.ON: Norderney ist die 'Wiege der deutschen Offshore-Windkraft'").

Ein Jahr später ist nun die Ernüchterung eingetreten. Allein die Kabelanbindung des Offshore-wind"parks" Alpha Ventus vor Borkum mit einen Kabel durch das Watt war schon eine gewaltige, kostspielige technische Herausforderung, und die ging denn auch gleich beim ersten Mal technisch nicht reibungslos über die Naturschutzbühne, wir berichteten ausführlich (siehe auf unseren Seiten vom September 2008: "E.ON verlegt Kabel für Offshore-Windpark").

Bereits 2002 warnten Energiefachleute vor der Offshore-Windenergie als "Investitionsfalle", und rechneten das im Detail vor (siehe auf renorga.de: "Offshore-Windenergie - eine Investitionsfalle?").

Sogar der Chef des Branchenführers Enercon, Aloys Wobben, sah 2005 die Offshorenutzung kritisch, er bezweifelte, dass die damalige Einspeisevergütung aus der Zwangsabgabe des Erneuerbaren Energiengesetzes (EEG) ausreiche, um die Offshorepläne rentabel zu machen (siehe auf unseren Seiten vom 22.04.2005: "Enercon-Chef warnt vor Rentabilität von Offshore-Anlagen"). Diese Befürchtung heilte die Bundesregierung 2008 mit einer üppigen Aufstockung der Vergütung um fast das Doppelte, die nun alle Stromkunden stärker für die Profite der Windbarone zur Kasse bittet.

Dennoch bleiben die finanziellen Risiken immens; mag sein, dass die aktuelle Bankenkrise die ehrgeizigen Pläne auf See vereitelt. Wir wären nicht traurig.

Wir zitieren aus einer ddp-Meldung vcom 17. November 2008:

E.ON zweifelt an Zukunft deutscher Offshore-Windkraft

Berlin (ddp) Der größte deutsche Energiekonzern E.ON zweifelt daran, ob Windkraft auf hoher See wie von der Bundesregierung geplant, massiv ausgebaut werden kann.

Berlin (ddp). Der größte deutsche Energiekonzern E.ON zweifelt daran, ob Windkraft auf hoher See wie von der Bundesregierung geplant, massiv ausgebaut werden kann. Der Chef der E.ON-Sparte Climate & Renewables, Frank Mastiaux, sagte der «Berliner Zeitung» (Montagausgabe), in Sachen Kosten und Anforderungen sehe er die deutschen Pläne «kritisch». «Was schon in Küstengewässern und in geringen Tiefen um ein Vielfaches schwieriger ist als an Land, wird 50 Kilometer auf dem Meer und in 30 Meter Wassertiefe zur extremen und kostspieligen Herausforderung, selbst bei der recht guten Förderung von Offshore in Deutschland.» E.ON hebe aufgrund seiner Erfahrungen in Dänemark und England warnend die Hand, wenn zu ehrgeizige Planzahlen genannt würden.

Die Bundesregierung will erreichen, dass bis 2020 insgesamt etwa 10.000 Megawatt Windkraftleistung offshore installiert sind. Dies entspricht rund 2000 großen Windrädern. Allerdings sind Windfarmen bisher nur auf hoher See genehmigt worden. In anderen Ländern dürfen sie auch in flachen Gewässern vor der Küste gebaut werden. E.ON hat neben der derzeit im Bau befindlichen Pilotanlage Alpha Ventus Pläne für vier große Offshore-Windparks vor der deutschen Küste.

Wir zitieren Handelsblatt.com vom 26.11.2008, 16:40 Uhr:

Windkraftbetreiber: Flaute auf hoher See

von Klaus Stratmann

Die Zukunftspläne der Windkraftbetreiber waren groß: Allein 14 Windparks sollten vor der deutschen Ostsee-Küste enstehen. Doch derzeit ist fraglich, ob sie tatsächlich gebaut werden. Denn die risikoscheuen Banken geben derzeit ungern Kredite für die riskanten Projekten. Das Ende der Windkraft auf hoher See bringt die Netzbetreiber in die Bredouille.

BERLIN. Die technisch anspruchsvolle und teure Netzanbindung von Windkraftanlagen auf hoher See wird für die Netzbetreiber zum Roulette-Spiel: Ein Windparkprojekt nach dem anderen wird abgesagt, die Netzbetreiber sind aber gesetzlich verpflichtet, für die Anbindung zu sorgen. Die Risiken steigen. Die Netzanbindung eines einzigen Offshore-Windparks kann leicht mehrere hundert Mio. Euro verschlingen.

"Wenn wir zu spät kommen, müssen wir mit Schadensersatzforderungen des Windparkbetreibers rechnen. Wenn der Windpark nicht gebaut wird, besteht die Gefahr von Fehlinvestitionen", sagt Meike Wulfers von Vattenfall Europe Transmission. "Wir müssen zwischen diesen beiden Extremen balancieren. Die Herausforderungen, das punktgenau hinzukriegen, sind groß."

Vattenfall ist für die Netzanbindung von Windparks in der Ostsee verantwortlich. Derzeit sind allein in der Ostsee 14 Windparks geplant. Ob sie tatsächlich alle gebaut werden, steht in den Sternen. Die Finanzmarktkrise macht es immer schwieriger, die erforderlichen Investitionen zu stemmen. Gerade mittelständische Betreiber oder Finanzinvestoren haben wachsende Probleme, ihre Projekte in die Tat umzusetzen, weil die Banken nicht mehr mitspielen.

Für die Netzbetreiber ist die neue Lage damit schwerer kalkulierbar denn je. "Wenn ein Investor klar kommuniziert, was er plant, dann sind wir zur Stelle. Wenn das nicht geht, haben wir ein Problem", sagt Christian Drepper vom Eon- Konzern. Denn die Netzanbindung ist kein triviales Thema. Die Parks befinden sich mitunter 20, 30 oder 40 Kilometer vor den Küsten. Der planerische, technische und genehmigungsrechtliche Aufwand ist hoch.

Eon ist für die Netzanbindung etlicher Parks in der Nordsee zuständig und war bereits von einem Rückzieher betroffen: Der Park Borkum West II wurde kurzfristig gestoppt. Eon hatte bereits Aufwand für die Netzplanung verbuchen müssen, allerdings noch nicht ins Netz investiert.

Seit Ende 2006 müssen die Übertragungsnetzbetreiber Windräder auf hoher See an ihr Netz auf dem Festland anbinden. Die Kosten dafür werden bundesweit auf alle Übertragungsnetzbetreiber umgelegt. Dadurch soll verhindert werden, dass die Netzbetreiber in Küstennähe besonders stark belastet werden. Die Regelung gilt für alle Windparks, die bis 2011 errichtet werden. Gelingt es dem Netzbetreiber nicht, rechtzeitig zur Fertigstellung eines Offshore-Windparks den Anschluss bereitzustellen, drohen Schadensersatzforderungen. Der Gesetzgeber wollte damit die Windkraft-Branche zu Investitionen ermuntern: Bis zum Inkrafttreten der Regelung mussten sich die Betreiber selbst um das Kabel vom Windrad bis zur Küste kümmern. Die Kosten für die Netzanbindung machen bis zu 30 Prozent der gesamten Investitionen in eine Offshore-Anlage aus.

Das Bundesumweltministerium misst der Stromerzeugung auf hoher See große Bedeutung bei. Nach den Vorstellungen von Minister Sigmar Gabriel (SPD) sollen die Räder im offenen Meer die Windkraftnutzung in eine neue Dimension katapultieren. Gabriel geht davon aus, dass bis 2020 Windräder mit 10 000 Megawatt installierter Leistung in Nord- und Ostsee stehen. Der Offshore-Windkraft kommt somit eine entscheidende Rolle bei der Reduktion der Kohlendioxidemissionen zu. Ohne Offshore-Windkraft lässt sich kaum das Ziel erreichen, die Kohlendioxidemissionen bis 2020 um 40 Prozent zu reduzieren.

Bislang steht es um die Realisierung der ehrgeizigen Offshore-Ausbaupläne allerdings schlecht. Noch kein einziges Windrad dreht sich tatsächlich auf hoher See. Es gibt lediglich drei Demonstrationsanlagen - eine in der Nähe von Rostock, eine bei Emden, eine weitere bei Hooksiel. Alle drei Anlagen sind aber nur einen Steinwurf von der Küste entfernt und damit keine echten Offshore-Windparks. Lediglich das Projekt Alpha Ventus in der Nordsee - es liegt 45 Kilometer vor der Küste von Borkum bei einer Wassertiefe von 30 Metern - macht konkrete Forschritte. Wenn das Wetter mitspielt, könnten im nächsten Jahr die ersten Windturbinen montiert werden.

 
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