Watten-Rat

Ost-Friesland

- unabhängiger Naturschutz für die Küste -

Startseite > Windenergie > Artikel Nr. 70 (04.03.2005)

NABU-Studie zu Windkraft und Vögeln

Hauptsache schön-interpretierbar

Der NABU-Bundesverband hat im März 2005 eine Studie zu Windkraftanlagen und Beeinträchtigungen von Vögeln vorgelegt. Prompt wurde diese Studie vom Präsidenten des Bundesverbandes Windenergie(BWE), Dr. Ahmels und dem Betreiber des Riesenwind"parks" Wybelsumer Polder am Dollartwatt bei Emden, van Ahrens, im eigenen Sinne schön-interpretiert, die Ostfriesen Zeitung in Leer hat dabei geholfen und völlig verfehlt getitelt: "Windmühlen für Vögel keine große Gefahr".

Die Auswirkungen von WKA auf Rastvögel an Küstenstandorten werden in einem Satz nur völlig unvollständig erwähnt.

Der NABU ist da schon präziser. Zitat aus der NABU-Presseveröffentlichung auf www.nabu.de:

"Bei rastenden Vögeln sind die Auswirkungen deutlich gravierender. Windkraftanlagen üben jeweils signifikante negative Einflüsse auf die lokalen Rastbestände von Gänsen, Pfeifenten, Goldregenpfeifern und Kiebitzen aus. Mit Ausnahme von Kiebitz, Uferschnepfe und Rotschenkel nutzen die meisten Vögel zur Brutzeit auch die unmittelbare Umgebung von Windkraftanlagen, die Minimalabstände betragen selten mehr als 100 Meter. Außerhalb der Brutzeit halten viele Vogelarten der offenen Landschaft Abstände von mehreren hundert Metern zu den Anlagen ein."

Und weiter: " ´Unsere Ergebnisse stellen keinen Freibrief für den bedenkenlosen Ausbau der Windenergie in Deutschland aus´, erläutert Hötker. ´Es kommt auf eine vernünftige Risikoabschätzung im Einzelfall an.´ So sind Windkraftanlagen an Seen, Feuchtgebieten und Wäldern zu vermeiden. Auch sollten wichtige Rastgebiete von Gänsen, Schwänen und Watvögel weiträumig gemieden und Zugkorridore von der Windkraftnutzung freigehalten werden."

Genau darum geht es bei der Bewertung von WKA an der Küste, auch im Wybelsumer Polder, wo es erhebliche Habitaverluste für Gänse und Watvögel gegeben hat. Hier genügt nur eine Anlage, um Rastvögel weiträumig fernzuhalten. Das ist seit mehr als zehn Jahren bekannt, hat aber Planer, Betreiber und Genehmigungsbehörden nicht davon abgehalten, an sehr sensiblen Standorten Wind"parks" zu errichten. 14 Wind"parks" stehen in Ostfriesland in Important Bird Areas" (IBA)! Es ist also viel zu spät, jetzt noch die Habitatverluste zu beklagen, die Fakten zum Schaden der Rastvögel wurden längst geschaffen, unter den Augen des NABU.

Die vorgenannten Fakten, die für den Einzugsbereich Ostfriesland wesentlich sind, werden in der Berichterstattung kaum erwähnt. Der Leser wird in die Irre geführt, das Problem auf die Vogelschlagopfer reduziert.

Die komplette NABU-Studie von Auswirkungen der Windkraft auf Vögel ist als .pdf-Datei hier zu finden.

Wir zitieren aus den Ostfriesen Zeitung

Ostfriesen-Zeitung 04.03.2005 (S. 9)

Windmühlen für Vögel keine große Gefahr

STUDIE - Bundesweit "nur" 1.000 Tiere vom Rotor erschlagen

Das gleiche Ergebnis brachte eine Untersuchung, die im Windpark Wybelsumer Polder gemacht wurde. "Wir haben tote Schwäne und Gänse gefunden", sagt Matthias Bergmann vom Nabu Ostfriesland.

VON DENNIS BARTZ

OSTFRIESLAND - Windenergieanlagen sind für Vögel nicht so gefährlich, wie von Kritikern zunächst befürchtet. Das geht aus einer Studie hervor, die der Naturschutzbund (Nabu), das Bundesumweltministerium und das Bundesamt für Naturschutz gestern in Hamburg vorgestellt haben. "Die Anlagen haben praktisch keine Auswirkungen auf die Bestandsentwicklung von Vögeln, wenn sie umsichtig aufgestellt werden", sagt Peter Ahmels, Präsident des Bundesverbands Windenergie.

Der Nabu habe bei seinen Untersuchungen keine negativen Auswirkungen auf die Bestände von Brutvögeln entdeckt. Negative Einflüsse konnten lediglich bei Rastbeständen von Kiebitzen, Goldregenpfeifern und Pfeifenten festgestellt werden.

Als "vernachlässigbar klein", so Ahmels weiter, sei der Vogelschlag in Deutschland einzustufen. Bei Zählungen in Brandenburg konnten bei 1.800 Anlagen lediglich 115 tote Vögel gefunden werden. "Bundesweit sind es etwa 1.000 verunglückte Vögel", sagt Ahmels. Bis zu zehn Millionen Vögel sterben dagegen nach Schätzungen des BUND an Freileitungen und ebenso viele im Straßenverkehr.

Für Klaus van Ahrens von der Ingenieurgesellschaft für Energieprodukte in Emden kommen diese Ergebnisse nicht überraschend. "Wir haben Untersuchungen im Windpark Wybelsumer Polder beauftragt. Die Umweltprüfung ergab das gleiche Ergebnis." Windenergieanlagen seien eine umweltfreundliche Alternative der Energiegewinnung.

Matthias Bergmann vom Nabu Ostfriesland sieht das anders. Seiner Meinung nach bergen Windenergieanlagen für größere Tiere Gefahren: "Wir haben schon mehrere Schwäne und Gänse gefunden, die von einem Rotor erschlagen wurden." Auch wenn es von weitem nicht so aussehe, "die Rotoren entwickeln eine irre Geschwindigkeit".

Groß sei das Problem in Offshore-Parks. "Wegen widriger Witterungsbedingungen können Vögel die Windenergieanlagen zu spät sehen. Zudem sei es für die Tiere kaum möglich, an einem Park mit 300 Anlagen vorbei zu fliegen. Bergmann fordert deshalb, dass Anlagen weiterhin nicht in Naturschutzgebieten aufgestellt werden sollen.

 
Zum Seitenanfang